Aktuelle Lage in Aleppo und N-W-S. Stand der Hilfsprojekte

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde!

Mit Ihrer Spende und unserer Hilfe in Aleppo und in N-W-S (Nord-West-Syrien) können viele notleidende Menschen ihr Überleben sichern. An dieser Stelle möchten wir uns für alle eingegangenen Spenden herzlich bedanken. Jede Spende, ob klein oder groß, hilft die Not zu lindern und gibt den Menschen eine Perspektive und Hoffnung ihre Existenz zu sichern.

Wie sehen die Lage und unsere Arbeit in Aleppo und in N-W-S aus?

In Aleppo

hat sich die wirtschaftliche und politische Lage leider nicht positiv geändert.

Die Leute leiden nach wie vor unter den Folgen des Krieges. Ein Wiederaufbau findet nicht statt, vielmehr breitet sich Stagnation und Depression unter den Menschen und dem Land aus. Ich höre öfters: „Zwar ist der militärische Krieg vorbei, dafür sind wir jetzt in einem täglichen Kampf, um gesundheitlich und wirtschaftlich zu überleben.“

Die Strom- und Wasserversorgung ist auf ein-bis drei Stunden am Tag begrenzt. Bei meinem letzten Besuch in Aleppo habe ich selbst erlebt, dass in unsere Wohnung der staatlich betriebene Strom jeweils um 1 Uhr nachts für zwei Stunden kam zu einer Zeit, wo eigentlich niemand den Strom braucht. Nicht wenige Frauen verlegen daher ihre Hausarbeit auf die Nachtstunden, damit sie zumindest eine Waschmaschine laufen lassen können, Bügelarbeit verrichten und auf dem Elektroherd für den nächsten Tag kochen. Ohne den Kauf durch zusätzliche Strom-Amper, über privat betriebene Diesel- Aggregate, jedes Viertel hat davon mehrere, ist in der Regel ein Alltag nicht zu bewältigen. Das können sich aber nur diejenigen leisten, die über genügend finanzielle Mittel verfügen. Eine kleine positive Entwicklung hat sich jedoch in den letzten Monaten aufgetan; einige Haushalte, die es sich leisten können, stellen Sonnenkollektoren zur Stromgewinnung auf.

Ein beständiger Kampf ist auch die mangelhafte gesundheitliche Versorgung. Sollte man über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, um sich z.B. Medikamente kaufen zu können, ist eine erfolgreiche Therapie damit nicht sicher. So berichtete mir neulich mein kranker Onkel am Telefon:

„Zwar kann ich mir den Kauf von Medikamenten leisten, aber oft haben diese keine Wirkung. Unser Staat stellt die Medikamente selbst her, daher dürfen wir keine Medikamente aus den Nachbarländern beziehen. Jedoch benötigen wir zur Herstellung teilweise ganz bestimme Wirkstoffe, die wir nur aus dem westlichen Ausland beziehen können. Da Syrien den westlichen Sanktionen unterliegt, bekommen wir diese nicht. Nicht wenigen Medikamenten fehlen dann die nötigen Wirkstoffe und sind daher teilweise oder ganz nutzlos“

Nach wie vor sind auch die hohen Lebensmittelpreise für die Menschen ein Dauerproblem. Viele Grundnahrungsmittel sind so teuer wie bei uns, bei einem monatlichen Gehalt, z.B. einer Lehrerin, von 150€. Das Überleben ist nur mit mehreren Jobs und mit Hilfe von Verwandten aus dem Ausland möglich.

Unsere Hilfe geht in erster Linie an arme, mittellose Familien, insbesondere Witwen mit ihren Kindern, die keine oder nur teilweise Einnahmen und helfende Verwandte haben. Wir helfen, wie schon die Jahre zuvor: mit monatlicher finanzieller Unterstützung für ca. 250 Familien, so auch mit Zuschüssen für ärztliche Behandlung, dem Kauf von Medikamenten, Teilkosten für kleine OPs, Patenschaften für Waisenkinder, Unterstützung für Bildungskosten.

Die Lage in N-W-S

ist bedrückend. Zu den zwei bis drei Millionen Binnenflüchtlinge in den Zeltlagern sind durch das Erdbeben im letzten Jahr nun zusätzlich mehrere zigtausende Menschen obdachlos geworden und leben in provisorischen Unterkünften.

In den letzten Monaten wurden wir durch unsere Helfer und Kontaktleute in N-W-S mehrmals angefragt, ob wir einigen Familien, welche beim Erdbeben im letzten Jahr ihre Wohnung verloren haben, beim Aufbau eines neuen Heimes unterstützen können. Insbesondere wurden wir um Hilfe für die Witwe Hanadi mit ihren drei Kindern gebeten. Letztes Jahr starb ihr Mann beim Erdbeben unter den Trümmern ihrer zerstörten Wohnung. Ihre Eltern, Verwandte und eine andere Hilfsorganisation haben Hanadi eine im Rohbau befindliche 2 Zimmerwohnung gekauft. Für den Fertigbau hat das Geld nicht mehr gereicht. Wir vom Verein möchten Hanadi helfen ihre Wohnung fertig zu bauen, damit sie und ihre Kinder im Winter ein Zuhause haben. Der Fertigbau hat bereits begonnen.

Wir zeigen ihnen zwei Videos von Hanadi. Über die links können sie diese aufrufen:

A= unser Kontaktmann Abdel Fatah
H=Hanadi (hier im Video mit Um Ali angesprochen. Hanadi trägt eine Gesichtsbedeckung. Die Tradition ihrer Sippe verlangt, dass sie als Witwe ihr Gesicht in der Öffentlichkeit bedecken muss. Auf meine Frage, ob sie mir bitte ihr Gesicht zeigen kann, damit ich weiß wer sie ist, hat Hanadi mir ein vertrauliches Video ohne Gesichtsbedeckung gesendet. Sie hat mich gebeten es niemanden anderem zu zeigen, was ich selbstverständlich respektiere.)

A: Hallo Mouna, das ist Um Ali. Bitte spreche. H: Salam aleikum, wir wohnen in Dschinderis, mein Mann ist beim Erdbeben gestorben, unsere Wohnung ist zerstört, wir konnten nichts retten und wohnen jetzt bei Verwandten. Sie haben uns auch geholfen diese Wohnung zu kaufen, aber sie können uns nicht weiterhelfen. A: Sie haben versucht darin zu wohnen, aber es ist nicht gegangen, insbesondere nicht im Winter. Gehört diese Wohnung dir? H: Ja, sie gehört mir, aber wir können nicht darin wohnen. A: das sind die zwei Zimmer mit den sanitären Räumlichkeiten, Um Ali hat mich öfters gefragt ihr zu helfen. Ihre Verwandten und eine Hilfsorganisation haben die Wohnung für sie gekauft. Hast du sie gefragt, ob sie Dir weiterhelfen können, es fertig zu bauen. H: Ja wir haben viele gefragt, aber sie können uns alle nicht weiterhelfen. Wir hoffen, dass Ihr uns helfen könnt….“

A: „Wir fangen jetzt mit dem Verputzen der Wände an (Strom und Wasser wurde bereits gelegt), zuerst in den sanitären Räumen. Es ist unser erster Tag damit.“
Abdel Fatah schätzt die Kosten des Fertigbaues der Wohnung auf ca.3800-4000€. Enthalten sind darin: Strom-Wasserleitungen, Einbau sanitäre Anlagen, Verputzen und Streichen, Bodenfliesen, evtl. auch Küchenzeile mit Waschbecken.

Ebenso erreichen uns aus N-W-S in den letzten Monaten vermehrt Hilferufe nach Lebensmittelpaketen für die Binnenflüchtlinge und für die Erdbebenopfer. Das Leid und die Not der Vertriebenen und obdachlos gewordenen Menschen sind sehr groß. Seit Jahren harren sie in den Notunterkünften aus, ohne Aussicht auf eine bessere Zukunft. Auch hier ist keine politische und wirtschaftliche Veränderung in Sicht, die ihre Lage verbessern könnte. Vielmehr wird N-W-S in regelmäßigen Abständen, durch syrische und russische Raketen beschossen und es wird spekuliert, dass zwischen Syrien und der Türkei ein Abkommen im Gespräch ist, das den momentanen Schutz der Türkei über das Gebiet der Binnenflüchtlinge aufheben soll und die syrische Regierung wieder über das Gebiet bestimmen kann. Ein weiterer Grund für die schlechte Lage der Bewohner ist, dass nicht wenige internationale Hilfsorganisationen, wovon die meisten Menschen abhängig sind, ihre Gelder stark gekürzt haben. N-W-S ist schon zu lange auf internationale Hilfe angewiesen, berechtigterweise werden die Gelder nun in anderen Krisengebieten benötigt und eingesetzt, wodurch diese Hilfe in Syrien fehlt.

Wir möchten die Unterstützung für Hanadi mit ihren Kindern fortsetzen, damit sie endlich wieder ein eigenes Zuhause haben und wir möchten einigen Familien in den Notunterkünften die dringend benötigten Lebensmittelpakete bereitstellen können. Zudem steht der Winter an, wo wir die bisherigen Jahre die Menschen mit Heizkohle versorgt haben. Für diese Hilfen bitten wir Sie um Ihre Unterstützung.

 

Unser Verein möchte die Menschen in Aleppo und im N-W-S nicht vergessen! Wir möchten ihnen nach unseren Möglichkeiten weiterhin helfen und bedanken uns für Ihre Anteilnahme an dem Schicksal der Menschen in Syrien.

Wir wünschen Ihnen gute und frohe Tage, gefüllt mit Zuversicht, Hoffnung und Gesundheit.

Mit besten Grüßen
Sabbagh Mouna, im Namen des Vereins